Entschärfung der Preis- und Beschaffungsprobleme

Massive Marktverwerfungen bei Rohstoffen und Vorprodukten führen seit geraumer Zeit dazu, dass eine wachsende Anzahl von Handwerksbetrieben Angebote nicht mehr verlässlich kalkulieren und bestehende Aufträge nicht mehr wirtschaftlich erfüllen können. Neben Bau-, Ausbau- und anlagentechnischen Gewerken sind z. B. auch die Metallhandwerke hiervon stark betroffen.

Anlässlich des jüngsten Spitzengesprächs der Wirtschaftsverbände mit der Bundeskanzlerin hat ZDH-Präsident Hans-Peter Wollseifer ausdrücklich auf diese Problemlagen hingewiesen und insbesondere an den Bundeswirtschaftsminister appelliert, sich ihrer anzunehmen und mögliche Lösungsansätze aufzuzeigen.

Bundeswirtschaftsminister Altmaier hat daher am 19. Mai zu einem (virtuellen) Runden Tisch unter Beteiligung des ZDH und weiterer Fachverbände des Handwerks eingeladen, an dem auch Marcus Nachbauer, Bundesinnungsmeister und Präsident des Bundesverbandes Gerüstbau, teilgenommen hat. Herr Wollseifer legte bei dieser Gelegenheit die gesamte Bandbreite der gravierenden Problemlagen dar und mahnte substanzielle Lösungsansätze an.

Im Ergebnis dieses intensiven Gedankenaustausches hat Herr Altmaier die Gesprächsteilnehmer gebeten, ihm Hinweise zur Problementschärfung und Problemlösungen an die Hand zu geben, auf deren Grundlage er anschließend einen konkreten Aktionsplan erstellen wollte. Der Beitrag, den der ZDH hierzu heute an das BMWi übermittelt hat, ist im geschützten Downloadbereich abrufbar (ZDH-Agenda). Inhaltlich ist er mit allen Fachverbänden abgestimmt, die gleichfalls am Runden Tisch teilgenommen haben.

Inzwischen wurden seitens des Bundeswirtschaftsministeriums dessen Schlussfolgerungen aus diesem Gespräch übermittelt. Die entsprechenden Maßnahmenvorschläge finden Sie ebenfalls im geschützten Downloadbereich (BMWI-Maßnahmenvorschläge).

Wie bereits im Gespräch am 19. Mai dominieren hierin leider holzspezifische Aspekte. Dabei entsprechen sowohl die angekündigte Aufhebung bzw. Aussetzung der Einschlagsbegrenzung für Fichtenholz als auch der thematisierte Kapazitätsaufbau im Bereich der Sägewerke den Forderungen der Handwerksvertreter.

Dass im Kontext der aktuellen Beschaffungs- und Preisprobleme auf die – zwischenzeitlich bis zum 30. September verlängerten – Corona-Hilfen (Überbrückungshilfe und erleichtertes Kurzarbeitergeld) verwiesen wird, wird als wichtiger Hinweis darauf gewertet, dass auch seitens der Bundesregierung diese Beschaffungs- und Preisprobleme als mittelbare Folge der Corona-Pandemie anerkannt werden.

Hinsichtlich des Umgangs mit diesen Problemen im Rahmen öffentlicher Bauaufträge wird zum einen auf die einschlägigen Hinweise des Bundesministeriums des Innern, für Bau und Heimat verwiesen (Preisgleitklauseln und Verzicht auf Konventionalstrafen). Erfreulicherweise werden diese nun ergänzt um den Hinweis, dass auch „in bestehenden Verträgen der zulässige Spielraum im Rahmen des Haushalts- und Vergaberechts ausgeschöpft werden (soll), um Preiserhöhungen in der Beschaffung von notwendigen Baustoffen soweit wie möglich auszugleichen“.

Nach Informationen des ZDH zeigen sich gerade auf kommunaler Ebene die dort Verantwortlichen teilweise noch sehr zurückhaltend bei der praktischen Umsetzung der genannten Hinweise des Bundesbauministeriums bei öffentlichen Bauaufträgen. In solchen Fällen kann und sollte vor Ort auf dieses deutliche Signal seitens der Bundesregierung verwiesen werden.

Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier hat angekündigt, sich dafür einzusetzen, hinsichtlich der Maßnahmen, die in Zuständigkeit der Bundesregierung liegen, kurzfristig eine Einigung mit den Ressorts herbeizuführen. Darüber hinaus hat er im Rahmen der jüngsten Wirtschaftsministerkonferenz von Bund und Ländern am 17./18. Juni in Düsseldorf die im Bereich der Länder liegenden Themen und Lösungsansätze adressiert und steht mit den Ländern hierzu weiterhin im Dialog.

Positiv zu werten ist, dass die Entwicklungen auf den Rohstoffmärkten und in den Lieferketten auch über die Holzversorgung hinaus in den nächsten Wochen genau beobachtet werden sollen und hierzu eine Arbeitsgruppe mit Staatssekretären der betroffenen Bundesministerien eingerichtet wird. Zu Recht weist das Bundeswirtschaftsministerium darauf hin, dass handelspolitische Regelungen wie Ausfuhrbeschränkungen und Strafzölle keine geeigneten Maßnahmen sind.

Beim Runden Tisch wurde der Bundeswirtschaftsminister gebeten, sich gerade auch innerhalb der EU für die neuerliche Stärkung des Aufbaus von Kapazitäten für (nicht nur) bauspezifische Stoffe, Materialien und Produkte im EU-Binnenmarkt einzusetzen. Die in seinen Maßnahmenvorschlägen thematisierte Stärkung regionaler Wertschöpfungsketten weist zumindest in die richtige Richtung.

Der ZDH meldet aus seinen regelmäßigen Kontakten in die Handwerksorganisation hinein, dass festzustellen ist, dass zumindest im Holzbereich aktuell eine gewisse Preisberuhigung erfolgt. Es bleibt zu hoffen, dass sich auch für weitere relevante Stoffe, Materialien und Produkte im weiteren Jahresverlauf deutliche Normalisierungstendenzen abzeichnen. Allerdings gehen Fachexperten überwiegend davon aus, dass die Preise nicht mehr auf das Niveau vor den jüngsten Marktturbulenzen sinken werden. Die fehlende Kalkulierbarkeit bei Verfügbarkeit und Preisen bleibt bis auf weiteres eine der größten Herausforderungen für die betriebliche Praxis.

Von Bund und Ländern wird eine zügige Umsetzung dieser Vorschläge und weitere Anstrengungen erwartet, um die aktuelle Situation – wo immer möglich – zu entschärfen. Dabei darf es zu keiner Verengung auf den Rohstoff Holz kommen. Vielmehr müssen auch die Preis- und Beschaffungsprobleme bei allen weiteren betroffenen handwerksspezifisch wichtigen Baustoffen und Vorprodukten gelöst werden.

Auch weiterhin halten wir Sie zu diesem Themenbereich auf dem Laufenden.

 

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