Tarifverhandlungen im Gerüstbauer-Handwerk: erneut keine Einigung in der zweiten Tarifrunde
Am 17. August 2020 kamen die Tarifvertragsparteien im Gerüstbauer-Handwerk zum zweiten Mal in der laufenden Verhandlungsrunde zusammen, um über Lohn, Ausbildungsvergütung und Mindestlohn zu sprechen.
Nachdem die IG BAU in der ersten Sitzung im Juni dieses Jahres ihre von der Corona-Pandemie gänzlich unbeeinflussten Forderungen stellte, waren die Gewerkschaftsvertreter auch diesmal weiterhin der Auffassung, dass die Corona-Krise im gesamten Baubereich keine große Rolle gespielt habe. Dies belegten sie mit Statistiken, die einen guten Auftragsbestand im Bau ausweisen. Die Arbeitgeberseite konnte jedoch ihrerseits durch Statistiken belegen, dass es durchaus in einigen Bereichen bereits massive Auftragseinbrüche gibt und die Corona-Krise auch im Gerüstbauer-Handwerk ihre Spuren hinterlässt.
Trotz der weiterhin grundlegend unterschiedlichen Auffassung über die Auswirkungen der aktuellen Situation war die Gesprächsatmosphäre von mehr Sensibilität geprägt. So konnte zwar auch diesmal kein Abschluss erreicht werden. Allerdings war der Austausch deutlich konstruktiver und auch die Gewerkschaft rückte von ihrer zuletzt sehr hohen Lohnforderung ab und forderte nunmehr eine Lohnerhöhung von 3%.
Demgegenüber boten die Arbeitgebervertreter zuletzt eine Erhöhung des Lohntarifvertrages um 1,75% zzgl. der Zahlung eines Corona-Bonus von 250 € bei einer Laufzeit von 14 Monaten, sowie eine Erhöhung der Ausbildungsvergütung gestaffelt nach Ausbildungsjahr um 50 €/ 60 €/70 € an. Eine bezahlte Freistellung der Auszubildenden zwischen Weihnachten und Neujahr lehnten die Arbeitgeber weiterhin ab.
Um den zum 31. Juli 2020 ausgelaufenen Mindestlohntarifvertrag weiterführen zu können boten sie eine Erhöhung des Mindestlohnes in zwei Stufen auf 12,50 € an. Bei dem Streitpunkt um die Vergütung der Wegezeiten zwischen Betrieb und Baustelle konnte man sich auf einen zukünftigen juristischen Austausch zum Thema einigen.
„Die Auswirkungen der Corona-Pandemie haben einen spürbaren Auftragsrückgang für unsere Betriebe mit sich gebracht und sorgen für große Verunsicherung in Hinblick auf die zweite Jahreshälfte und darüber hinaus“, so Marcus Nachbauer, Verhandlungsführer der Tarifkommission auf Arbeitgeberseite. „In dieser Situation können wir unsere Betriebe nicht mit übermäßig steigenden Tariflöhnen belasten.“
Vor diesem Hintergrund bleibt offen, ob sich die Tarifvertragsparteien in der nächsten Sitzung am 2. September 2020 einigen können.