Materialpreisschwankungen und Lieferengpässe beeinflussen Bauwirtschaft massiv
Erste Auswirkungen der Pandemie zeigen sich seit Ende letzten Jahres auch bei den Preisen für Baumaterialien. Die Marktpreise für Betonstahl sind laut Angaben des statistischen Bundesamtes um fast 30 Prozent, bei Holz um ca. 15 bis 20 Prozent und bei Mineralölerzeugnissen um 15 Prozent gestiegen. Auch beim Gerüstmaterial sind Preissteigerungen von teilweise über 10 Prozent zu verzeichnen.
Die von Corona beeinflusste Materialpreisentwicklung und Liefersituation wurde in der jüngsten Vergangenheit mehrfach in der Fachpresse des Bauhandwerks behandelt und in der teilweise über Lieferengpässe bei verschiedenen Baumaterialen berichtet wurde. Für den Engpass beim Bauholz ist die konjunkturell bedingt starke Nachfrage aus den USA und China verantwortlich, wobei Rundholz von China und Schnittholz von den Vereinigten Staaten aufgekauft wird. Die hieraus resultierenden Preisschwankungen beim Holz sollen so groß sein, dass einige Händler nur noch zu Tagespreisen verkaufen. Der Nachfrageüberhang im Bereich Stahl wird auf die coronabedingten Lockdown-Maßnahmen zurückgeführt, aufgrund derer die Produktionsanlagen heruntergefahren werden mussten. Die in dieser Zeit nicht produzierten Mengen Stahl fehlen jetzt. Bei EPS-Dämmstoffen wie z. B. Styropor gibt es Materialknappheit, weil im Februar dieses Jahres in den Niederlanden eine der weltweit größten Anlagen zur Produktion von Styrol und Propylenoxid ausgefallen ist und dieser „Basisstoff“ für die Herstellung von EPS-Dämmstoffen notwendig ist.
Angesichts der brisanten Beschaffungssituation empfehlen die Fachverbände der Nachbargewerke bei Vertragsabschluss eine sogenannte Materialpreisgleitklausel zu vereinbaren. Eine Materialpreisgleitklausel ist auch im Gerüstbauer-Handwerk empfehlenswert, wenn größere Mengen Verbrauchsmaterial im Rahmen der Auftragsausführung benötigt werden. Die steigenden Beschaffungskosten bei Gerüstmaterial werden von den Preisgleitklauseln leider nicht abgedeckt, weil Gerüstbauteile zum Anlagevermögen gehören. Diese Mehrkosten müssen vorab im Rahmen der Auftragskalkulation berücksichtigt werden.
Die für einige Materialen im Raum stehenden Lieferengpässe werden den Bauablauf verzögern. Die damit einhergehenden steigenden Gerüststandzeiten stellen voraussichtlich den größten Einfluss der aktuell kritischen Beschaffungssituation auf den Gerüstbaumarkt dar. Hierdurch wächst natürlich die Bedeutung von auskömmlichen Gerüstmietpreisen.