Teamgeist und Zusammenhalt: Die Bundesfachtagung 2025 in Hamburg

Blick in den Saal bei der Bundesfachtagung Gerüstbau 2025

Eindrucksvoll waren schon die Anmeldezahlen: Gut 450 Teilnehmerinnen und Teilnehmer hatten sich auf den Weg in die Elbmetropole gemacht, um im exklusiven Ambiente des Grand Elysée Hotels am Branchenevent des Jahres teilzunehmen. Neben Fachinformationen und verbandsinternen Neuigkeiten standen diesmal auch Wahlen zum Vorstand bzw. Präsidium von Bundesinnung und Bundesverband Gerüstbau an – und eine Verabschiedung.

Das einleitende Grußwort hielt Michael Kirsch, Hauptgeschäftsführer der Berufsgenossenschaft der Bauwirtschaft (BG BAU). Er erinnerte an den Wandel, den die Gerüstbaubranche in den vergangenen Jahrzehnten erlebt hat, ein Wandel, der sich nicht zuletzt in einer zunehmenden Verbesserung der Arbeitssicherheit niedergeschlagen habe.

Persönliche Worte richtete Kirsch an Holger Budroweit, den langjährigen Vizepräsidenten und stellvertretenden Bundesinnungsmeister für den Bereich Technik, der im Rahmen der Tagung in den Ruhestand verabschiedet wurde: „Sie waren für die BG BAU, was ein Gerüst für ein Bauprojekt ist: unübersehbar und tragend.“

Weiter ging es mit einer Reihe von Ehrungen: Ausgezeichnet wurden zunächst vier stellvertretende Landesbevollmächtigte, die sich aktuell nicht mehr zur Wahl gestellt hatten: Franz Westermaier, Armin Obermeier, Mike-Christian Neumann und Hans-Joachim Kohlstedt. Geehrt wurden außerdem Joel Mann, Nils Kopmann und Thomas Szidek als jahrgangsbeste Jungmeister, Eric Schreber als Bundessieger der Deutschen Meisterschaft im Gerüstbauer-Handwerk sowie die Absolventinnen der Fortbildungsreihe „Fachfrau für das Gerüstbauer-Handwerk“.

Es folgten die ordentlichen Mitgliederversammlungen der Bundesinnung für das Gerüstbauer-Handwerk sowie des Bundesverbandes Gerüstbau e.V. mit den Berichten von Vorstand und Geschäftsführung zu den einzelnen Fachbereichen sowie den Haushaltsbeschlüssen. Hierbei kamen viele Themen zur Sprache, die die Gerüstbaubranche aktuell bewegen, darunter die anstehende Novellierung der Ausbildungsverordnung, der Relaunch der Imagekampagne zur Azubiwerbung und die derzeitige Tarifsituation. Auch der Vorsitzende der Sozialkasse des Gerüstbaugewerbes, Dr. Stefan Häusele, erstattete Bericht.

Marcus Nachbauer, Bundesinnungsmeister und Präsident des Bundesverbandes Gerüstbau, verwies in seiner Rede auf die aktuell „unruhigen Zeiten“. Besonders die Bauwirtschaft habe die Krise mit aller Härte zu spüren bekommen. So habe die Zahl der Baugenehmigungen Ende 2024 auf dem tiefsten Stand seit 2010 gelegen. Hoffnung setze die Branche nun in die neue Bundesregierung und den versprochenen Bau-Turbo. „Der muss aber wirklich kommen. Denn Lippenbekenntnisse hatten wir in den vergangenen Jahren wahrlich genug“, betonte Nachbauer. Zugleich müsse die Politik den Unternehmen wieder mehr Vertrauen entgegenbringen, „statt die Betriebe durch immer neue Vorschriften zu gängeln“.

Lobend hob auch Nachbauer den Zusammenhalt in der Gerüstbaubranche hervor. Nicht nur, dass Bundesinnung und Bundesverband seit Jahren eine positive Mitgliederentwicklung verzeichnen. „Das Miteinander, die Diskussionskultur in den einzelnen Gremien und der intensive, vertrauensvolle Austausch suchen wirklich ihresgleichen.“ Auch das habe dazu beigetragen, dass der Gerüstbau bislang besser als andere Branchen durch die Wirtschaftskrise gekommen sei.

Ein eindrückliches Beispiel für den Zusammenhalt gab es sodann bei den Wahlen zu erleben. Hier wurde Nachbauer einstimmig in seinem Amt als Bundesinnungsmeister und Präsident des Bundesverbandes Gerüstbau bestätigt. Anstelle von Holger Budroweit wurde Frank Dostmann, bisher stellvertretender Bundesinnungsmeister und Vizepräsident des Bundesverbandes für den Bereich Wirtschaft, Recht und Ausbildung, ebenfalls einstimmig als Stellvertreter für den Bereich Technik gewählt.

Auch der dritte Kandidat erhielt keine Gegenstimme: Zum stellvertretenden Bundesinnungsmeister und Vizepräsidenten des Bundesverbandes für den Bereich Wirtschaft, Recht und Ausbildung wurde Sandro Rende bestimmt. Der Gerüstbauunternehmer aus Saarwellingen ist seit vielen Jahren stellvertretender Landesbevollmächtigter für den Landesbereich Rheinland-Pfalz/Saarland sowie Leiter des Arbeitskreises Wirtschaft, Recht und Ausbildung von Bundesinnung und Bundesverband.

Emotional wurde es dann bei der Verabschiedung von Holger Budroweit. 16 Jahre hatte er als Vize dem Vorstand bzw. Präsidium von Bundesinnung und Bundesverband angehört und dabei stets mit Engagement und Leidenschaft für das Gerüstbaugewerbe gekämpft. „Du hast dich für deine Mannschaft auch den widrigsten Winden entgegengestellt“, lobte Nachbauer den passionierten Segler. Die Zusammenarbeit mit Budroweit sei stets von einem vertrauensvollen Miteinander geprägt gewesen – auch dort, wo man einmal unterschiedlicher Meinung war.

Weiter ging es am Nachmittag mit einem Fachvortrag. Gerüstbauunternehmer Karsten Weise referierte über den Rückbau der Talbrücke Sechshelden auf Vorschubrüstung. Das eindrucksvolle Bauprojekt zeigte die zunehmende Bedeutung von Infrastrukturprojekten für die Gerüstbaubranche, gerade angesichts der schwächelnden Konjunktur im Neubausektor.

Zum anschließenden Festabend begaben sich die Teilnehmer in eine ganz besondere Event Location: Im Delphi Showpalast, der einstigen Hamburger Nobel-Disco „Trinity“, gab es nicht nur ein abwechslungsreiches Abendprogramm, sondern auch viel Zeit zum Netzwerken und zum Austausch unter Kollegen.

Inhaltlich wurde die Tagung tags darauf mit dem traditionellen „Talk im Gerüst“ fortgesetzt. Thema diesmal: „KI trifft Handwerk: Achtung! Fertig? Los??“. Auf dem Podium diskutierten IT-Experten, Gerüstbauunternehmer sowie ein Unternehmenscoach über das Für und Wider des Einsatzes Künstlicher Intelligenz in Handwerksunternehmen.

Einig waren sich alle Teilnehmer dabei in einer Sache: An der KI wird letztlich kein Weg vorbeiführen. Gerade in Zeiten des zunehmenden Fachkräftemangels können KI-Anwendungen Prozesse erleichtern und Personalressourcen einsparen.

Kontrovers diskutiert wurde hingegen die Frage nach den Voraussetzungen. Wie weit muss ein Unternehmen bereits digitalisiert sein, um erfolgreich mit KI zu sein? IT-Experten warten hier vor falscher Scheu und warben für den Einsatz niedrigschwelliger KI-Anwendungen zum Einstieg. Aus der Gerüstbaubranche war hingegen eher Skepsis zu vernehmen und der Ansatz, zunächst die Prozesse zu digitalisieren, ehe man über den Einsatz von KI nachgedenkt. Auch ethische Fragen wurden angesprochen und der richtige Umgang mit den Fehlern der Künstlichen Intelligenz. Dabei betonten alle Diskussionsteilnehmer die Verantwortung des Unternehmers.

Die Diskussion endete mit einem Appell an die Mitgliedsunternehmen, sich grundsätzlich dem Thema KI zu öffnen. Andernfalls bestehe die Gefahr, dass die technische Entwicklung die Branche überholt und die Unternehmen abhängt.

Ihren Abschluss fand die Tagung mit einer gemeinsamen Besichtigung der Elbphilharmonie und anschließender Barkassenfahrt über Hamburgs Wasserstraßen. Teilnehmer und Organisatoren zeigten sich dabei begeistert von der inhalts- und abwechslungsreichen Veranstaltung. „Wir konnten einmal mehr erleben, dass der Teamgeist in unserer Branche nicht nur ein Slogan ist“, betonte abschließend Sabrina Luther, Geschäftsführerin von Bundesinnung und Bundesverband Gerüstbau. „Wir stehen tatsächlich zusammen, und selbst kontroverse Diskussionen sind immer vom gemeinsamen Ziel geprägt, unser Gewerk voranzubringen.“

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