Von technischen und digitalen Herausforderungen bis hin zur Kultur kleiner und mittlerer Unternehmen

v.l.n.r. Sabrina Luther (Geschäftsführerin), Prof. Dr. Roland Wöller (Staatsminister, Sächsisches Staatsministerium des Innern), Marcus Nachbauer (Bundesinnungsmeister, Präsident Bundesverband)

Die Auftragslage im Gerüstbau ist nach wie vor gut und die Versprechungen der Politik auf dem Wohnungsbaugipfel im Herbst 2018 waren vielversprechend. Dennoch steht das Gerüstbauer-Handwerk vor vielen Herausforderungen. Vielen Betrieben fehlen die Fachkräfte, um die oft reichlich vorhandenen Aufträge abarbeiten zu können. Gleichzeitig ändern sich die Rahmenbedingungen für die Unternehmen rasant. Die Neufassung der Technischen Regeln für Betriebssicherheit (TRBS 2121) sorgt für Aufruhr in der Branche. Und welche Chancen, aber auch Risiken birgt die fortschreitende Digitalisierung?
Diese und viele weitere Themen prägten die diesjährige Bundesfachtagung Gerüstbau, die vom 16. bis 18. Mai 2019 in Dresden im traumhaften Tagungszentrum direkt an der Elbe stattfand. Rund 500 Teilnehmer folgten der Einladung zu Deutschlands größtem Branchentreff in die Elbmetropole.

Marcus Nachbauer, Präsident des Bundesverbandes Gerüstbau und Bundesinnungsmeister, begrüßte die Teilnehmer und eröffnete die Tagung. Als Gastredner konnten Staatsminister Prof. Dr. Roland Wöller vom sächsischen Staatsministerium des Innern, sowie Dr. Jörg Dittrich, Präsident der Handwerkskammer Dresden, gewonnen werden. Nach den Grußworten stand die Förderung des Gerüstbau-Nachwuchs im Mittelpunkt. Als jahrgangsbeste Jungmeister wurden Stefan Polster (HwK Oberfranken), Sascha Warnecke (HwK Dortmund, nicht anwesend) und Tino Zeidler (HwK Dresden) für ihre Leistungen geehrt. Über den Abschluss als „Fachfrau im Gerüstbauer-Handwerk“ und die Ehrung durch Vizepräsident und stellvertretenden Bundesinnungsmeister für den Bereich Wirtschaft, Recht und Ausbildung Frank Dostmann freuten sich dieses Jahr Jennifer Dräger, Sabrina Kleeberger, Ines Kohlstedt, Justin-Marie Steinberg und Christina Thora (nicht anwesend).

Im Rahmen der Bundesfachtagung fand auch die ordentliche Mitgliederversammlung des Güteschutzverbands Stahlgerüstbau e.V. am 16. Mai statt. Im Güteschutzverband stand die turnusmäßige Wahl des Vorstands sowie des Güteausschusses statt. Der bisherige Vorstand wurde einstimmig in seinem Amt bestätigt: Josef Teupe (1. Vorsitzender), Alf Pytlik (2. Vorsitzender) und Udo Roth (Obmann). Auch die Mitglieder des Güteausschusses wurden wiedergewählt: Anita Bones, Hans-Jörg Conrad, Michael Jakubeit, Frank Schimmer und Dietmar Stypa. Neben aktuellen Themen wurde zur Verschmelzung des Güteschutzverbands Stahlgerüstbau e. V. mit dem Bundesverband Gerüstbau e. V. berichtet.

Bei den Mitgliederversammlungen der Bundesinnung für das Gerüstbauer-Handwerk und des Bundesverbands Gerüstbau e.V. am 17. Mai waren neben den Regularien die Entwicklungen im Arbeitsschutz, insbesondere zur Neufassung der Technischen Regeln für Betriebssicherheit (TRBS 2121) vorherrschendes Thema. In diesem Zusammenhang wurden die neue Fachinformation „Gefährdungsbeurteilung“ und die überarbeitete Fachregel 1 „Standgerüste als Fassaden- oder Raumgerüste aus vorgefertigten Bauteilen“ vorgestellt und an die Mitgliedsbetriebe verteilt.

Die speziell für die Nachwuchsgewinnung im Gerüstbau ausgerichtete Imagekampagne wird einer Weiterentwicklung unterzogen. Hierfür wurde die Kölner Werbeagentur „Atelier Steinbüchel & Partner“ als kreativer Spezialist beauftragt. Auf der Mitgliederversammlung präsentierte Agenturchefin Constanze Steinbüchel die bereits erarbeiteten Eckpunkte der modernen Kommunikationsstrategie sowie erste Maßnahmen der neuen Kampagne. Darüber hinaus berichteten der Vorstand bzw. das Präsidium von Bundesinnung und Bundesverband gemeinsam mit der Geschäftsführung zum aktuellen Tarifgeschehen und zum Status der Zusammenführung des Bundesverbands Gerüstbau e.V. mit dem Güteschutzverband Stahlgerüstbau e.V.

Nach den ordentlichen Mitgliederversammlungen fanden am Nachmittag Fachvorträge zum Thema Cyber-Sicherheit statt, die einen spannenden Schwerpunkt der Veranstaltung bildeten. Kriminalkommissar Peter Vahrenhorst vom Landeskriminalamt NRW klärte über neue, schwere Kriminalitätsformen im Internet auf. Peter Danil, Cyber-Ermittler beim Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI), stellte in seinem Vortrag einen klaren Bezug zum Handwerk her und zeigte den interessierten Zuhörern auf, wie sie Risiken erkennen und entsprechende Schutzmaßnahmen für ihren Betrieb ergreifen können. Ziel des von ihm präsentierten „IT-Grundschutz-Profil für Handwerksbetriebe“ ist, einfache Wege aufzuzeigen, das Thema IT-Sicherheit zielgerichtet umzusetzen, unabhängig vom Gewerk.

Am letzten Tag bot der „Talk im Gerüst“ eine offene Diskussion über Unternehmenskultur. Fragen wie „Welche Unternehmensziele verfolge ich?“ und „Wie tritt mein Betrieb als Arbeitgebermarke und als Kundenmarke auf?“ wurden mit den Podiumsgästen und dem Publikum diskutiert. Einleitend stellte Talkgast Frederik Grunewald (Grunewald GmbH, Garten- und Landschaftsbau) kurz Thesen und Ergebnisse seiner Masterarbeit „Einfluss der Unternehmenskultur auf den Erfolg von kleinen und mittleren Handwerksunternehmen aus der Perspektive der Unternehmensführung“ vor und eröffnete damit die Diskussion. Alf Pytlik (APG Gerüstbau GmbH), Jan Brucker (Karl Sikler & Sohn GmbH & Co. KG) und Sandro Rende (Gebr. Rende Gerüstbau GmbH) stellten ihre unterschiedlichen Unternehmenswerte und Philosophien sehr persönlich dar und belegten damit, dass es bei diesem Thema kein richtig oder falsch gibt. Jede Unternehmenskultur hat ihre Berechtigung, wenn sie nachhaltig und authentisch gelebt wird und den individuellen Unternehmenszielen dient. Es moderierten Frank Dostmann (stv. Bundesinnungsmeister, Vizepräsident Bundesverband, Bereich: Wirtschaft, Recht und Ausbildung) und Josef Teupe (Vorstandsvorsitzender Güteschutzverband Stahlgerüstbau).

Gelungener Abschluss der Veranstaltung war der gemeinsame Ausflug ins Elbsandsteingebirge. Ziel war die Bastei, eine Felsformation mit Aussichtsplattform, und die meistbesuchte Touristenattraktion der Sächsischen Schweiz. Bei strahlendem Sonnenschein bot sich den Teilnehmern ein spektakulärer Blick über das weite Elbtal. Die anschließende Bootstour von Rathen nach Pillnitz gab zusätzlich Gelegenheit zum Erfahrungsaustausch oder zur Vertiefung der Themen und Eindrücke der vergangenen Tage.

Im nächsten Jahr wird die Bundesfachtagung vom 14. bis 16. Mai 2020 in Köln stattfinden.

 

 

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